Online-Umfrage 2020 zur Situation junger Geflüchteter: Auswertung und Ergebnisse

Die Ergebnisse der bundesweiten Online-Umfrage 2020 unter Fachkräften zur Situation junger Geflüchteter im Bundesgebiet stehen nun bereit.
Zusätzlich zu der Situation unbegleiteter Minderjähriger und junger Erwachsener wurden auch die Einschätzung der Fachkräfte zur Situation von Jugendlichen in Familienbegleitung erfragt.
Obwohl durch die Umfrage punktuelle Verbesserungen in der Versorgungsstruktur dokumentiert werden, besteht in vielen Bereichen großer Handlungsbedarf. So sind etwa Rechtsschutzmöglichkeiten im Kontext bundesweiter Verteilung, Alterseinschätzung und Hilfegewährung nach wie vor unzureichend, und ein großer Teil der Jugendlichen leidet unter der Unmöglichkeit von Familienzusammenführungen.
Die Ergebnisse verdeutlichen in alarmierendem Ausmaß, dass jugendliche Geflüchtete massiv unter Gewaltfahrungen leiden und in kontinuierlich ansteigendem Ausmaß von Alltags- und institutionellem Rassismus betroffen sind.
Die Umfrage dokumentiert einen deutlichen Anstieg an (auch sexualisierten) Gewalterfahrungen und Menschenhandel.
Es mangelt an einer ausdifferenzierten Versorgungsstruktur für Mädchen, junge Frauen, junge Eltern sowie für junge Geflüchtete mit körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung. Darüber hinaus fehlen bedarfsgerechte Schutz- und Lebensräume für intersexuelle, transsexuelle und diverse junge Menschen.
Die Umfrage berücksichtigt auch die drastischen Auswirkungen der Covid 19-Pandemie auf die Lebensumstände junger Geflüchteter. Unterbrechungen laufender Asylverfahren, Sammel-Quarantäne und Isolation in Großunterkünften und damit einhergehend zusätzliche Benachteiligung im Bildungszugang sowie gesundheitliche Risiken sowie zusätzliche Stigmatisierungen wirken sich beträchtlich auf die Lebensumstände der jungen Menschen aus.
Die Ergebnisse verweisen auf ein gesellschaftliches Klima, das junge Geflüchtete kriminalisiert und auf zahlreichen Ebenen mehrfachdiskriminiert. Der Rückbau von Versorgungsstrukturen negiert die politische Verantwortung für die Zukunftsperspektiven junger Geflüchteter. Der Bundesfachverband umF fordert:
• Ermöglichung und Beschleunigung von Familienzusammenführungen!
• Jungen Geflüchteten muss uneingeschränkter Zugang zu Bildung und zur Gesundheitsversorgung gerade im Kontext der Pandemie ermöglicht werden.
• Rechtsschutzmöglichkeiten in Verteil- und Alterseinschätzungsverfahren müssen sichergestellt werden! Hierzu empfiehlt der Bundesfachverband umF die Implementierung unabhängiger Beschwerdestellen, die sich explizit mit der Interessensvertretung Jugendlicher im Kontext von Alterseinschätzungen befassen.
• Eine angemessene Aufklärung der Jugendlichen über ihre Rechte sowie deren Beteiligung in sie betreffenden Verfahren ist dringend erforderlich!
• Mangelhafte Versorgungsstrukturen für geflüchtete Kinder und Jugendliche mit seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen müssen bedarfsgerecht und menschenwürdig umgestaltet werden.
• Es müssen wirksame Strategien gegen kontinuierlich ansteigende Mehrfachdiskriminierungen sowie gegen den zunehmenden Rassismus implementiert werden, um den jungen Menschen verlässlichen Schutz zu gewährleisten.

 

Zur Onlineumfrage: