Partizipation von jungen Flüchtlingen

Der Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e.V. führte von Februar 2008 bis Januar 2011 ein Projekt zum Thema “Gesellschaftliche Beteiligung und Vernetzung junger Flüchtlinge” durch. Dieses dreijährige Vorhaben wurde von Aktion Mensch e.V. gefördert und richtete sich primär an junge Flüchtlinge unter 27 Jahren, die noch minderjährig waren oder als Minderjährige in die Bundesrepublik Deutschland eingereist sind. Weitere Zielgruppen waren Fachkräfte die mit jungen Flüchtlingen arbeiteten.

Problemlage

Nach Schätzungen halten sich in Deutschland derzeit zwischen 6.000 und 8.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf. Hinzu kommen etwa 60.000 junge Flüchtlinge, die mit ihren Familien eingereist sind. Trotz der Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention und des Kinder- und Jugendhilfegesetzes werden die Rechte junger Flüchtlinge und die Maßnahmen ihrer Betreuung und Förderung in Deutschland durch das Aufenthalts- und Asylrecht massiv eingeschränkt. Gleichzeitig sind die jungen Flüchtlinge nicht über ihre Rechte informiert, sodass sie diese nicht aktiv einfordern können. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass junge Flüchtlinge selten aktiv daran beteiligt sind, ihre Situation zu verbessern, und über ihre Rechte nicht umfassend informiert sind. Bisher wurde in der Regel über junge Flüchtlinge gesprochen, aber zu wenig mit ihnen.

Projektziel: Mit jungen Flüchtlingen sprechen – nicht über sie!

Nach den bisher positiven Erfahrungen der Beteiligung von jungen Flüchtlingen im Rahmen mehrerer Veranstaltungen, strebt der Bundesfachverband daher nun an, junge Flüchtlinge gezielt zu vernetzen und ihre Beteiligung zu fördern. Hierzu müssen ihre Fähigkeiten zur politischen Arbeit gefördert und die Jugendlichen dahingehend qualifiziert werden. Ebenso sollen junge Flüchtlinge gezielt über ihre Rechte informiert und darin unterstützt werden, diese auch umfassend wahrnehmen zu können. Erste Ansätze zum Aufbau von Strukturen werden gelegt, die es jungen Flüchtlingen ermöglichen, sich zu organisieren, besser zu informieren und somit stark zu machen, um die eigenen Anliegen zu vertreten. In regelmäßig stattfindenden Workshops werden sie befähigt, ihre Situation zu reflektieren, eigene konstruktive Forderungen zu erarbeiten und zu vertreten. Sie sind aufgefordert, die hierbei erworbenen Kompetenzen aktiv in den Fachtagungen des Bundesfachverbandes umzusetzen, ihre Situation vor Fachpublikum mit eigenen Worten zu schildern und mit Experten über Problemlagen und Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren. Die Jugendlichen sollen jedoch nicht nur als Ansprechpartner für Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden und Politik zur Verfügung stehen, sondern auch als MultiplikatorInnen für andere junge Flüchtlinge in ihren Bundesländern wirken.

Jugendkonferenz von „Jugendliche ohne Grenzen"

Im Rahmen des Projektes ist eine Kooperation mit Jugendliche ohne Grenzen (JOG) entstanden, eine bundesweite Initiative junger Menschen unterschiedlicher Herkunft, die sich gegen Abschiebung, Diskriminierung, für ein Bleiberecht und bessere Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Deutschland einsetzt. Mit Unterstützung des Bundesfachverbandes umF e.V. organisieren die JOG-Mitglieder jedes Jahr Jugendkonferenzen parallel zu den Innenministerkonferenzen, zuletzt 2010 in Hamburg. Neben thematischen Workshops und einer öffentlichen Galaveranstaltung ist jedes Mal auch eine große Protestaktion Bestandteil der Konferenz, an der auch andere Initiativen und Organisationen mitwirken, wie das Aktionsbündnis Hier Geblieben!, das GRIPS Theater, die Flüchtlingsräte u.v.a..

Nähere Informationen zu den Aktionen von Jugendliche ohne Grenzen finden Sie unter www.jogspace.net

Veröffentlichungen

Einen Artikel über das Projekt finden Sie in der Veröffentlichung “Freiwilliges Engagement für Flüchtlinge und von Flüchtlingen” der Stiftung Mitarbeit, Beiträge zur Demokratieentwicklung, Nr. 24 (2010). Zum Artikel

U.a. konnte im Rahmen des Projektes Folgendes realisiert werden:

  • die Willkommensbroschüre auf Deutsch, Englisch und Dari in Zusammenarbeit mit Jugendlichen
  • die Durchführung der JOG-Konferenzen (Potsdam 2008, Bremen 2009, Hamburg 2010)
  • die aktive Teilnahme von Jugendlichen an den Frühjahrs- und Herbsttagungen (2009, 2010)
  • die Anstellung zweier Jugendlicher in der Geschäftstelle
  • das große Fest für alle jungen Flüchtlinge in München zum Weltkindertag 2010
  • die Beteiligung von Jugendlichen beim Ökumenischen Kirchentag 2010
  • uvm.

Mehr zum Thema Partizipation junger Flüchtlinge finden Sie auf unserer Homepage unter dem Oberthema Partizipation.

Projektmitarbeiter/innen

Am Projekt “Gesellschaftliche Beteiligung und Vernetzung von jungen Flüchtlingen” arbeiteten mit:

Goran Ekmescic (Projektleiter)
Stefanie Studnitz (Projektreferentin)
Arzijana Abdulahi (Projektmitarbeiterin)
Hassan Ali Djan (Projektmitarbeiter)

Förderne

Dieses Projekt wurde unterstützt durch: