Migrationspolitische Entscheidungen haben massiv Einfluss auf das Leben von jungen Geflüchteten. Rassistische Vorurteile, fehlender Zugang zu Informationen über ihre Rechte und weitere Faktoren führen zu erneuten Ausschlüssen und verfestigen die Isolation. Zudem wurde in der Corona-Pandemie deutlich, dass schon zuvor bestehende sowie zusätzliche pandemiebedingte Ausschlussmechanismen in mehrdimensionaler Weise zu Lasten von jungen, geflüchteten Menschen gehen und ihren Alltag erschweren.
Ende 2018 startete das Projekt „Jugendhilfe macht’s möglich?! Rechte junger Geflüchteter und ihrer Familie stärken.“, das sich mit der Frage auseinandersetzte, inwieweit die Kinder- und Jugendhilfe geflüchteten Familien Unterstützung anbieten kann und wie diese aussehen könnte.
Mehr über das Projekt „Jugendhilfe macht’s möglich?! Rechte junger Geflüchteter und ihrer Familie stärken.“
Statt des abschließenden Fachtags des JMM-Projekts, der ausfallen musste, haben wir eine Videoreihe zusammengestellt. Mit dieser werden verschiedene Perspektiven und Fragestellungen zum Thema Kinder- und Jugendhilfe für begleitete minderjährige Geflüchtete und ihre Familien sichtbar gemacht bzw. aufgegriffen und diskutiert. Dabei wurden die drei maßgeblichen Zielgruppen des Projekts eingebunden und befragt: Kinder und Jugendliche, ihre Eltern bzw. Sorgeberechtigen und Fachkräfte.
Der Fokus des JMM-Projekts lag auf der Zielgruppe der “begleiteten Minderjährigen”, die mit ihren Familie bzw. Personensorgeberechtigten eingereist sind und in Aufnahmestrukturen für geflüchtete Menschen untergebracht wurden. Hierzu zählen auch sogenannte “begleitete unbegleitete Minderjährige”, die ohne Eltern, aber mit anderen Angehörigen eingereist sind. Da diese Kinder und Jugendliche eine zentrale Zielgruppe des Projekts waren, sollte im Kontext der Videoreihe neben Perspektiven von Eltern und Fachkräften, auch den jungen Menschen selbst eine Plattform geboten werden, um ihre Stimmen hörbar und ihre Alltagserfahrungen sichtbar zu machen.
Welchen Hürden begegnen geflüchtete Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag und an welchen Stellen ist der Zugang zur Kinder- und Jugendhilfe besonders wichtig? Wie hat die Corona-Krise ihre Situation verändert? Kinder und Jugendliche haben während der Corona-Pandemie mit Isolation, Homeschooling und dem Entfallen von Freizeitangeboten zu kämpfen. Dazu kommen bei begleiteten geflüchteten Kindern und Jugendlichen oft noch eine unsichere Aufenthaltssituation, Sprachbarrieren, fehlende Zugänge zu Unterstützungsangeboten und weitere strukturelle Ausschlüsse hinzu.
Um die Perspektive der Kinder und Jugendliche hervorzuheben, wurden ihnen in einem digitalen Treffen folgende Fragen zu ihrem Alltag im Pandemie-Jahr 2020 gestellt:
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Was sind die drei größten Herausforderungen mit denen ihr während der Pandemie konfrontiert wart?
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Welche Stärken habt ihr entdeckt?
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Wie habt ihr eure Zeit während der Pandemie verbracht?
Wenn wir geflüchtete Kinder und Jugendliche unterstützen wollen, dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, dass der Alltag geprägt ist durch die Lebenssituation der Eltern und die Einschränkungen, die das Asyl- und Aufenthaltsrecht mit sich bringt. Eltern gelten als Expert*innen für ihre Kinder. Oft wird aber, aufgrund von rassistischen Vorurteilen und Unkenntnis über die Lebensumstände, die Erziehungskompetenz von geflüchteten Eltern und Sorgeberechtigten in Frage gestellt. Was bedeutet es ein Elternteil von Minderjährigen im deutschen Asyl- und Aufenthaltssystem zu sein? Welchen Herausforderungen und Problemen begegnen Eltern und Sorgeberechtigte innerhalb und außerhalb staatlicher Institutionen? Welche Unterstützung von Seiten der Jugendhilfe wird benötigt?
In diesen Beiträgen diskutieren Expert*innen aus verschiedenen Perspektiven, welche Zugangsmöglichkeiten und -hürden es für geflüchtete Familien in Bezug auf Angebote der Kinder- und Jugendhilfe gibt bzw. wie Möglichkeiten geschaffen und Hürden abgebaut werden können. Rassismus spielt eine große Rolle in den Erfahrungen von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Dies unterstreichen auch die Ergebnisse der jährlichen BumF-Online-Umfragen. Daher gehen die Fachbeiträge u.a. auch spezifisch auf das Thema der rassismuskritischen Arbeit ein.