Anteil unbegleiteter geflüchteter Mädchen gestiegen: Inobhutnahmezahlen für 2018 veröffentlicht

Am 16. August 2019 wurden die Inobhutnahmezahlen für das Jahr 2018 veröffentlicht. 12.201 unbegleitete Minderjährige wurden (vorläufig) Inobhut genommen. Im Jahr 2017 waren es noch 22.492 junge Menschen, in 2016 noch 44.935 junge Menschen. Gezählt wurden alle minderjährigen Personen, die durch die Jugenämter nach einer unbegleiteten Einreise (vorläufig) Inobhut genommen wurden.

Der Anteil von Mädchen ist dabei auf 17 Prozent gestiegen – in 2017 lag dieser bei 12 Prozent. 92 Prozent der Minderjährigen waren im Alter von 14 bis unter 18 Jahren, 8 Prozent jünger. Bei den Mädchen ist der Anteil von unter 14 Jährigen mit 16 Prozent besonders hoch, bei den Jungen machen unter 14 Jährige nur 6 Prozent aus.

Die Bedarfe von geflüchteten Mädchen sollten durch die Jugendhilfe daher stärker in Vordergrund gestellt werden. Spezifische Angebote für Mädchen sollten finanziell gestärkt und Qualifizierungsangebote gefördert werden. Zudem muss sich in Schule und Jugendhilfe vielerorts besser auf die Situation junger geflüchteter Mütter eingestellt werden.

 

Hintergrund

Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern nach Deutschland fliehen, müssen vom Jugendamt vorläufig in Obhut genommen werden. Zunächst wird geklärt, welches Jugendamt zuständig ist. Entscheidend hierfür sind eine bundesweite Verteil-Quote sowie bestimmte Belange des Kindeswohls. Im Rahmen der anschließenden Inobhutnahme wird dann die Einrichtung der Vormundschaft veranlasst und gemeinsam mit dem jungen Menschen u.a. ermittelt, welche pädagogische Unterstützung er/sie benötigt und wo die Unterbringung erfolgen soll.

Material

Der Bundesfachverband umF hat eine Online-Umfrage unter Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zur Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge durchgeführt. Insgesamt haben 2.211 Personen Fragen zu den Themen Qualifizierung und Arbeitssituation, Situation der Jugendlichen, Medizinische Alterseinschätzung, Vorläufige Inobhutnahme und Verteilverfahren, Betreuung und Unterbringung, Abgänge und „Verschwinden“, Vormundschaft, Asylverfahren, Gesundheitsversorgung, Sprache und Bildung, Hilfe für junge Volljährige sowie Familiennachzug und Zusammenführungen beantwortet.

(Dezember 2017)

Der Bundesfachverband umF hat im Herbst 2018 eine Online-Umfrage unter Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zur Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge durchgeführt. Gegenüber dem Vorjahr haben sich Verbesserungen u.a. bei der Bewertung der Qualität der Hilfen zu verzeichnen. Mehr Fachkräfte als noch in 2017 geben jedoch an, dass Jugendliche oft oder sehr oft durch Rassismuserfahrungen belastet sind und das Jugendliche aus Angst vor Abschiebungen untertauchen bzw. abgängig sind. Aufenthaltsrechtliche Unsicherheiten, die Trennung von der Familie und die Angst vor der Zukunft werden von den Befragten weiterhin am häufigsten als alltagsrelevante Beeinträchtigung genannt.

(Mai 2019)