Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025 möchten wir auf das Interview mit unserem langjährigen Vorstandsmitglied Mohammed Jouni aufmerksam machen, das wir aus unserer Podcastreihe „Das ist der Podcast vom BuMF und nicht vom BAMF“ veröffentlicht haben.
In diesem Interview geht es um das Thema Rassismus und rassismuskritisches Arbeiten.
Mohammed Jouni erklärt, warum antirassistische Arbeit wie Zähneputzen ist, warum es nicht reicht, einmal im Jahr antirassistisch zu sein und warum niemand sich für seine Kochkünste interessiert.
Mohammed Jouni ist seit 2015 im Vorstand vom BuMF e.V. aktiv und engagiert sich seit fast 20 Jahren bei Jugendliche ohne Grenzen. Vor vielen Jahren kam er als unbegleiteter Minderjähriger mit seinem Bruder nach Berlin, seine Familie aus dem Libanon folgte später. Heute ist Mohammed Sozialarbeiter, sowohl freiberuflich als auch aktivistisch unterwegs, und widmet sich als Trainer und Dozent Themen wie Antirassismus, der Beteiligung von Jugendlichen, Flucht, Migration, Kinderrechten und Empowerment.
Mohammed: „Antirassistische Arbeit ist wie Zähneputzen. Kein Mensch hat Bock darauf.
Wir hätten eigentlich auch was anderes zu tun, aber wir müssen uns immer wieder daran erinnern, wie wichtig das ist. Wir müssen das tagtäglich machen, auch Zahnseide. Und es ist auch wichtig, immer wieder Menschen zu haben, die zu uns sagen: »Ey, pass auf, du siehst da einen Fleck nicht.« Deswegen gehen wir auch zur Prophylaxe. An bestimmte Ecken kommen wir nicht allein, an bestimmtes rassistisches Denken kommen wir einfach nicht ran. Da brauchen wir einfach Unterstützung von außen.“
Mohammed betont, dass er nicht von Anfang an vorhatte, diese Arbeit zu machen:
Mohammed: „Es war nicht mein Kindheitstraum: «Wenn ich groß bin, mache ich Antirassismus- und Empowermentarbeit.« Ich bin da so ein bisschen reingerutscht. Irgendwann habe ich selbst begriffen, dass ich von Rassismus betroffen bin und dass das, was mir widerfährt, keine individuellen Erfahrungen sind, sondern dass viele andere davon ebenso betroffen sind und das Rassismus heißt.“Frustration entsteht bei ihm vor allem dadurch, dass er immer wieder auf Themen wienRassismus und Migration reduziert wird.
Mohammed: „Eigentlich will ich mich am liebsten mit Leuten über Rezepte und Kochen unterhalten. Ich koche super gerne und bin auch darin Experte und kann was dazu erzählen, aber niemand fragt mich danach. Ich werde ständig zu Themen wie Rassismus,
Geflüchtete oder Asyl gefragt. Wir werden gezwungen, uns mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Warum spricht nicht eine Fatima über das Thema Umwelt? Warum spricht nicht ein Mohammed über Wohnungsbau? Das sind auch Themen, die uns beschäftigen, nicht nur Rassismus. Aber in der Regel werden wir dazu befragt, und wir machen das auch mit, weil wir denken, es kann doch nicht sein, dass ein Hans Peter über Rassismus redet. Obwohl das eigentlich sein Problem ist! Rassismus ist nicht mein Problem, Rassismus ist sein Problem. Er sollte sich mal damit auseinandersetzen. Genauso wie ich mich mit Sexismus und Patriarchat auseinandersetzen muss – das ist nicht das Problem der Frauen.“
Eine Rezeptempfehlung von Mohammed.
„Traditionell wird es mit grünem Mangold gekocht, aber es funktioniert auch gut mit gelbem oder pinkem Mangold. Je kleiner die Blätter, desto aromatischer sind sie. Dazu viel Kreuzkümmel, Salz, Knoblauch, Zitrone und vor allem frischen Koriander. Viele sagen ja, Koriander schmeckt nach Seife, aber ich finde, es macht das Gericht erst richtig gut. Wenn man Glück hat und einen Garten besitzt, kann man Mangold natürlich auch selbst anbauen. Endlich wurde ich mal nach einem Rezept gefragt, Halleluja, meine Gebete wurden erhört!“
Quelle: Dieser Text basiert auf einem Gespräch, das im Podcast „Der Podcast vom BuMF und nicht vom BAMF“ in der dritten Folge „Antirassismusarbeit ist wie Zähneputzen“ geführt wurde.
Redaktion: Livia Giuliani
Dieses verschriftlichte Interview entstand im Rahmen des Projektes „Kindeswohlgerechtes Ankommen sicherstellen“.